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„We are the Play“ ist eine interaktive Performance, die sich mit der Frage des „Wir“ in Deutschland vom Mauerfall bis heute aus dem Blickwinkel von Migranten und Deutschen anderer Wurzeln befasst.

„Wir sind das Volk“ skandierten die Protestierenden auf den Straßen der DDR. Aber wer war „Wir“, als aus zwei deutschen Staaten wieder einer wurde? Migranten lebten schon in der alten BRD und der DDR in vielfältigen Gruppenzusammenhängen und unter sehr unterschiedlichen Bedingungen, aus unterschiedlichen Gründen, mit unterschiedlichen Perspektiven. Auch sie nahmen auf vielfältige Weise am „Wir“ teil oder strebten Teilnahme an. Der Mauerfall stellte viele dieser „Wirs“ infrage.

Wir – das Team von SISYPHOS, DER FLUGELEFANT (SdF) – sind eine freie Berliner Gruppe, die sich projektbezogen immer wieder neu definiert und Projekte von partizipatorischem und/oder interaktivem Charakter erarbeitet. Mit unserem Beitrag zum Programm „25 Jahre Mauerfall or: How I Learned To Stop Worrying and Love the Ossis/Wessis“ des English Theatre Berlin | International Performing Arts Center wollen wir dieses bisher wenig beachtete Thema künstlerisch verarbeiten. Die Teammitglieder sind Künstlerische Leiterin Chang Nai Wen, Produktionsleiterin Anna Mareike Holtz, Komponistin & Autorin Sophie Reyer, Dramaturgische Mitarbeiterin Marie Urban, Sound und Video Designer Michael Tibes, Forumtheater Trainer und Autor Evan Tsitsias, Ausstatterin Christin Vahl und Recherchen- und Grundidee-Mitarbeiter Michael Wäser.

Unser Vorhaben: Ein geführtes Spiel, das den Begriff „Wir“ aus migrantischer Perspektive durchleuchtet. Aus den Dokumenten und Berichten von Zeitzeugen entsteht ein Spielverlauf, in den sich die Zuschauer als Akteure hineinbegeben können. Das Spiel ist ein uraltes Mittel, um reale Erfahrungen unter „künstlichen“ Bedingungen zu machen. Anders als traditionelles Theater bezieht es das Publikum als Akteure ein, ohne es auf einer Bühne auszustellen. Ausgehend von den bisherigen Recherchen, die das blühende deutsche „Wir-Gefühl“ im Zuge des Mauerfalls für Migranten sowohl als willkommene und identifikatorische, aber in überraschendem Ausmaß auch als bedrohliche, feindselige Größe sichtbar machen, werden sich die Etappen und Aufgaben des Spiels daran orientieren, entsprechende Erfahrungen in und mit Gruppen zu machen – auf spielerischer und interaktiver Basis.

In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Berliner Mauer und der Evangelischen Versöhnungsgemeinde an der Bernauer Straße, einem historischen Brennpunkt, an dem sich die deutsche Teilung auf besondere Art manifestierte und heute durch die Gedenkstätte reflektiert wird, wollen wir die deutsche Wendegeschichte um die bislang kaum wahrgenommene migrantische Perspektive ergänzen. Dafür steht die „Kapelle der Versöhnung“ an der Bernauer Straße zur Verfügung, wo wir Mitbürger mit Migrationshintergrund mit ihren Erfahrungen aus der Zeit vor und nach dem Mauerfall bis heute in unser Projekt einbeziehen werden. Dabei geht es auch um das Bild der heutigen Hauptstadt. Inwieweit fühlen sie sich akzeptiert und integriert? Gibt es bei ihnen ein „Wir-Gefühl“, das über ihre eigene Familie oder Gruppe hinausgeht? Wenn ja, wie sieht es aus? Wenn nein, woran liegt das? Durch persönliche Kontaktaufnahme laden wir im Vorfeld interessierte Zeitzeugen ein, sich zusammen mit uns mit diesen Fragen zu beschäftigen und sich in Interviews zu äußern.

„We Are the Play“ nutzt den Akt des Spielens als Methode zum Wiederentdecken der Vergangenheit, zum Umdenken, Transformieren und als Weg zueinander im Hier und Jetzt.